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Nero-Interview: “Brennen ist nicht unser Fokus”

Frank Martin Lauterwein

Frank Martin Lauterwein

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Die Software Nero war jahrelang Pionier in Sachen Brennsoftware. Über die Jahre ist die Anwendung immer weiter gewachsen und inzwischen weit mehr als ein Programm zum Brennen von Silberlingen. Zum 15-jährigen Firmenjubiläum hat die Softwareschmiede Nero 10 veröffentlicht.

Die umfangreiche Programmsammlung trägt folgerichtig den Namen Nero Multimedia Suite 10: Denn neben Funktionen wie Bild- und Videobearbeitung, DVD-Authoring oder digitalem Fernsehen wirkt die Brennfunktion des Multimedia-Werkzeugkastens fast nur noch wie Beiwerk. OnSoftware hat mit Public Relations & Communications Manager Volker Jacob und Director of Marketing Jenny Menhart über die neuen Funktionen und die Zukunft des Brennens gesprochen.

OnSoftware: Vor wenigen Tagen ist die Nero Multimedia Suite 10 erschienen. Was geschah im Vorfeld auf dem Weg bis zur Veröffentlichung des neuen Softwarepakets?

Volker Jacob: Nero 10 im Jahr 2010 – das passt perfekt. Hinzu kommt, dass es das Unternehmen Nero nun seit 15 Jahren gibt. Das ist für uns ein wichtiger Meilenstein, den wir mit einem entsprechenden Produkt feiern wollen. Zuvor haben wir die Weichen gestellt, im Management hat es Veränderungen gegeben. Wir haben jetzt etwas längere Release-Zyklen und einen etwas anderen Aufbau unserer Produkte.

OnSoftware: Wie bereitet man einen solchen, größeren Generationssprung vor? Wie bleibt man in Sachen Kundeninteresse am Ball?

Jacob: Wir haben noch mehr als in den Jahren zuvor sehr ausgiebig Marktforschung betrieben und in einem ersten Schritt 150.000 Kunden befragt. Dann gingen wir mit 3.500 Kunden ins Detail. An dem umfangreichen Beta Test vor der Veröffentlichung der Nero Multimedia Suite 10 waren rund 600 User beteiligt. In diesem Umfang haben wir das noch nie gemacht. Und bisher waren auch alle Anwendungen, Optionen und Features relativ komprimiert in einer Softwaresuite. Quasi ein Produkt, das automatisch alle Unterprodukte enthielt.

Eines der Ergebnisse der Marktforschung war, dass das nicht der perfekte Ansatz für alle unserer Kunden war. Zwar ziehen rund 75 Prozent unserer Nutzer eine Suite vor, das heißt, die wollen ähnlich wie bei Microsoft Office eine Komplettlösung, wenn auch mit einem modularen Aufbau. Mit Nero 10 werden wir nun hoffentlich auch den anderen 25 Prozent der Kunden gerecht, die sagen: Ich brauche nicht die ganze Suite, sondern vielleicht nur einen Teil davon, beispielsweise Nero Vision Xtra.

OnSoftware: Ein Kritikpunkt mancher Softonic-User ist: Die Nero Suite bietet viele Funktionen, die ich gar nicht brauche. Was das kostenlose Nero Lite angeht:  Da lehnen nicht wenige Anwender die ständigen Aufforderungen zum Kauf der Vollversion ab und greifen lieber zu umfangreicherer Freeware. Wie positionieren Sie sich gegenüber kostenlosen Produkten?

Jacob: Es gab schon immer Anwender die statt Nero lieber kostenlose Einzellösungen verwenden. Wir gehen aber davon aus, dass das mit dem neuen Produkt nicht mehr ganz so naheliegend sein wird. In Nero 10 haben wir Funktionen eingebaut, die andere so einfach nicht haben. Somit machen wir es dem User einfacher, sich für unser Produkt zu entscheiden. Das ist der Ansatz, den wir mit der Nero Multimedia Suite 10 gewählt haben

OnSoftware: Es gibt immer größere externe Festplatten, der Zwang im Sinne von Sicherheitskopien Daten auf CDs oder DVDs zu brennen geht immer weiter zurück. Wird in fünf oder zehn Jahren noch gebrannt?

Jacob: Also wir gehen damit relativ entspannt um, weil Brennen erstmal nicht unser Fokus ist. Die ganze Multimedia-Funktionalität und vor allem Videoediting das ist unser eigentlicher Fokus. Wenn Sie allerdings wissen wollen, wie wir die Zukunft zum Beispiel für Nero Burning Rom sehen: Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Da braucht man schon fast die Glaskugel. Glauben Sie denn, dass die langen Regale bei MediaMarkt und anderen Anbietern in zwei drei Jahren ganz verschwunden sein werden? Diskburning und optische Disks sind vielleicht nicht mehr der letzte Schrei der Technologie. Das ist ganz klar da geht der Trend in Richtung externe Festplatten und Flash-Speicher. Aber denken  Sie doch einmal daran, wie lange die Nutzer gebraucht haben, um Floppydisks nicht mehr zu nutzen.

So lange der User zu Hause CDs und DVDs brennt, wird es für uns ein Thema sein, die beste Brennsoftware zu liefern, mit Funktionalitäten, die in Betriebssystemen nicht enthalten sind. Hinzu kommt: Ich hab neulich einen Artikel über Audiophile gelesen. Das sind Leute, denen CD-Qualität nicht gut genug ist. Der Markt wird sich immer mehr in Richtung Download entwickeln. Das heißt die Leute haben zu Hause eine High-End-Audio-Anlage stehen, die DVDs oder digitale Daten abspielt. Aber viele dieser User, die sich ein hochaufgelöstes Musikstück von einem Online-Anbieter herunter laden, werden das auch irgendwo auch auf ein optisches Medium brennen wollen. Es wird noch ein paar Jahre dauern, bis überhaupt nicht mehr gebrannt wird.

OnSoftware: Wie schützt sich Nero vor Piraterie?

Jenny Menhart: Bei Piraterie hatten wir bisher immer den Standpunkt, dass wir natürlich unsere Seriennummern schützen. Uns ist jedoch durchaus bewusst, dass wir mit den Softwarepiraten groß geworden sind. Die Verbreitung der Software und der Marke Nero ist sicherlich auch dadurch entstanden, dass die Software vielen Menschen zugänglich war. Das heißt allerdings nicht, dass wir Piraterie unterstützen. Eins ist jedoch klar: Sobald wir ein Feature einbauen, das Raubkopien unterbindet, kommt eine Stunde später ein Tool heraus, das genau diesen Algorithmus aushebelt. Wir stecken nicht viel Zeit oder Manpower in diese Anstrengungen sondern vielmehr in die Qualität der Produkte, die dann irgendwann die Leute überzeugt, das Produkt dann auch zu kaufen. Was man dabei auch bedenken sollte: Je älter die Menschen werden, desto mehr tendieren sie dazu, ein Produkt zu erwerben. Wir wollen loyale Kunden. Nero gibt es seit 15 Jahren, sprich da kam es dann schon zu Verkäufen (lacht). Und unsere Kundenstruktur ist generell älter als manche vermuten…

Frank Martin Lauterwein

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