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WordPress-Interview: BuddyPress macht WordPress zum Sozialen Netzwerk

Frank Martin Lauterwein

Frank Martin Lauterwein

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Das kostenlose WordPress zählt zu den beliebtesten Blog-Werkzeugen zum Veröffentlichen von Texten im Internet. Olaf A. Schmitz hat dies schon vor über sechs Jahren geahnt und damals WordPress Deutschland gegründet. Seitdem ist viel passiert: Bloggen wurde populär und WordPress ist im Laufe der Jahre mit gewachsen. Für Mitte April steht ein Versionssprung auf WordPress 3.0 an, die Social Network-Komponente BuddyPress erweitert die Blog-Software um alle typischen Web 2.0-Elemente.

OnSoftware: Wenn Sie die letzten sechs Jahre Revue passieren lassen: Was waren die entscheidendsten Änderungen, Verbesserungen, die wichtigsten Momente im Leben von WordPress?

Olaf A. Schmitz: Grob gesagt ging die Entwicklung von einer recht übersichtlichen Software zum Veröffentlichen von Artikeln in einem Blog hin zu einem Publishing-System. Damit macht man den Spagat zwischen Blog-Software und CMS. Für mich war WordPress aber eigentlich schon immer ein Content-Management System, wenngleich natürlich etwas schlanker als Joomla!, Drupal oder andere. Ich war mir vor sechs Jahren schon sicher, dass WordPress einschlagen wird.

Dass die Software aber so erfolgreich wird, war nicht abzusehen. Einer der großen Milestones war die Gründung von Automattic und der damit verbundene Start von wordpress.com. Damals habe ich für Automattic gearbeitet und die absoluten Anfänge mitbekommen. Heute hat wordpress.com 11,5 Millionen Nutzer. Sehr hilfreich war für WordPress auch die Tatsache, dass der damalige Platzhirsch MovableType damals sein Lizenzmodell geändert hat. Das hatte zur Folge, dass viele User zu WordPress gewechselt sind. Wir in Deutschland waren damals die erste Community außerhalb der USA.

OnSoftware: Wie viele Leute arbeiten an der Core-Entwicklung?

Schmitz: Bei dem letzten großen Versionssprung auf WordPress 2.9 waren rund 150 Entwickler beteiligt. Die sitzen überall in der Welt verteilt und arbeiten nicht regelmäßig. Der harte Kern, die Leute die letztlich Submit-Rechte haben, das ist rund ein Dutzend. Die anderen reichen Code ein, der vor der Veröffentlichung überprüft werden muss.

OnSoftware: Sicherheit ist ein wichtiges Thema. Wie gehen Sie vor, um WordPress sicher zu machen und sicher zu halten?

Schmitz: Ein Problem sind sicherlich Drittentwickler, die Plugins herstellen. Es gibt abertausende Erweiterungen, doch leider halten sich die wenigsten Programmierer an unsere Coding-Standards. Es kristallisiert sich mit der Zeit heraus, dass die am meisten heruntergeladenen Plugins oft auch die am besten programmierten sind. Das ist ein natürlicher Aussiebe-Prozess. Gerade Anfänger, die ihr erstes Plugin programmieren, haben Probleme mit der Sicherheit und so gibt es in der Regel dort auch die meisten Einfallstore.

In der Vergangenheit gab es in der Community eine große Unzufriedenheit in Sachen WordPress und Sicherheit. Die Updatezyklen waren relativ hoch. Wenn es jedoch ernsthafte Sicherheitslücken gab und gibt, so reagieren die Entwickler recht schnell, was dazu führen kann, dass es gleich 2 Updates in einem Monat gibt. Das hat aber jedes System, das in der Größenordnung erfolgreich ist. Die automatische Aktualisierung für WordPress selbst aber auch für Plugins hat für ein deutliches Sicherheitsplus gesorgt. Das ist sehr praktisch für den Anwender. Ein Hinweis zeigt an, dass es eine neue Version gibt, und nach nur einem Klick ist die Software aktualisiert.

OnSoftware: Nach welchen Kriterien nimmt WordPress Plugins auf der offiziellen Download-Seite auf?

Schmitz: Da gibt es schon klare Linien, zum Beispiel, dass man nicht massiv Werbelinks einbaut. Auch bestimmte Encoding-Varianten dürfen nicht verwendet werden. Es ist allerdings nicht so, dass jedes Plugin am selben Tag an dem es eingereicht wird, auch geprüft und freigeschaltet wird. In der Regel geht das jedoch recht schnell. Plugins, die die Kriterien nicht erfüllen, fliegen raus. Das betrifft jedoch eher Kriterien wie Werbung. Schlechter Code ist kein Grund für den Rausschmiss aus dem Plugin-Verzeichnis.

OnSoftware: Mit Systemen wie WordPress kann man recht schnell eigene Inhalte veröffentlichen. Mit den populären Diensten Twitter oder auch Facebook geht das noch viel schneller. Bekommt WordPress den Boom dieser Dienste zu spüren?

Schmitz: Ja. Ganz klar. Definitiv. Also in den USA, die in IT-Sachen Europa voraus sind, merkt man das deutlich. Der Blogging-Trend hat dort seinen Peak erreicht. Das ist eine stabile Sättigung. Es ist nun nicht so, dass das Bloggen an sich rückläufig ist. Wer bisher bloggt, der bloggt meist auch weiterhin. Allerdings ist das nicht mehr der Mode-Hype. Ganz anders sieht es jedoch bei den Neulingen aus. Die greifen häufig zu Twitter, bleiben dabei und werden nie zum Blogger. Im deutschsprachigen Raum ist die Zahl der Blogs noch ansteigend. Nicht mehr so steil wie vor zwei, drei Jahren, aber weiterhin steigend.

OnSoftware: Wer greift zu WordPress?

Schmitz: Nachdem es jahrelang überwiegend Privatanwender waren, gibt es heutzutage immer mehr Unternehmen, die WordPress professionell einsetzen, nachdem sich der Business-Markt lange Zeit sehr schwer getan hat. Dann werden auch die klassischen Content-Management-Funktionen verstärkt eingesetzt. Es geht nicht darum, jeden Tag einen Artikel zu bloggen, sondern eben ein mächtiges Publishing-Tool zu nutzen. Im Business-Bereich steigt die Kurve steil an. Da ist die einfache Bedienbarkeit ein starkes Argument für uns.

OnSoftware: Ein Blick in die Zukunft: Was ist neu am kommenden WordPress 3.0?

Schmitz: Für WordPress wird 3.0 ein Riesending. Geplanter Erscheinungstermin ist Mitte April. Ein wichtiges Anliegen ist das Zusammenführen von WordPress und WordPress Multiuser (MU) unter einer Plattform. Der Code der beiden Versionen ist bereits gemergt. Das ist sicherlich aus der Entwickler-Sicht einer der größten Schritte. Statt zwei Communities gibt es in Zukunft nur eine. Für User, die nur einen Blog managen müssen, ändert sich überhaupt nichts.

Gerade aus dem deutschsprachigen Bereich gibt es immer wieder Kritik, dass der WordPress-Code überfrachtet sei. Für manche User ist das einfach zu viel, obwohl der Code verglichen mit anderen Systemen sehr schlank ist. Von WordPress 1.0 bis zu dem aktuellen System kamen natürlich massenhaft Funktionen hinzu. Mit 3.0 werden bestimmte Funktionen ausgelagert in so genannte Core-Plugins. Ein gutes Beispiel ist die Funktion “Per E-Mail bloggen”. Diese Funktion nutzen nur ganz wenige Leute, also wird sie ausgelagert. Core-Plugins sind normale Erweiterungen mit dem einzigen Unterschied, dass die offiziellen Entwickler da ein Auge drauf haben. So kann man sich zu 100 Prozent darauf verlassen, dass der Code in Ordnung ist, dass es kompatibel ist, weiterentwickelt wird und dass es eine ordentliche Dokumentation dafür gibt.

OnSoftware: Was hat es mit BuddyPress auf sich?

Schmitz: Mit BuddyPress kommt eine umfangreiche Komponentensammlung in WordPress. Mit BuddyPress verpasst man WordPress alle Funktionen eines klassischen sozialen Netzwerks. Private Nachrichten, Gruppen, Forum, Gruppenforen, Aktivitätsanzeigen einzelner User, das komplette Programm. Das funktionierte bisher nur mit WordPress MU, ab der 3.0 läuft dies alles mit der normalen WordPress-Version. Auch dies wird ein Core-Plugin sein. Es ist eines der größten Plugins aller Zeiten. Wir sind sehr gespannt, wie sich das Angesichts des Hypes der sozialen Netzwerke entwickelt. In den USA kennen das die Leute schon, dort ist BuddyPress bereits angekommen, wir sind sehr gespannt wie sich das im deutschsprachigen Raum entwickelt. Im Business-Bereich wird das auch in Deutschland eingesetzt, zum großen Teil in firmeninternen Intranets. Wir meinen: 2010 wird das BuddyPress-Jahr.

Frank Martin Lauterwein

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