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Schnüffel & Co, die mobilen Begleiter

Cristina Vidal

Cristina Vidal

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Da die Netzwirtschaft nun mal von der Werbung lebt und Vermarkter gerne so viel wie möglich über ihre Konsumenten herausfinden möchten, ist ein gewisser Eingriff in die Nutzerdaten vor allem bei kostenlosen Angeboten gang und gäbe. Es ist natürlich gesetzlich vorgeschrieben, dass dies zumindest irgendwo im Kleingedruckten steht. Und es gehört zu den guten Sitten im Netz, es gut erkennbar anzugeben.

Es gibt jede Menge Dienstleister, die völlig ungeniert alles erfassen, was sich erfassen lässt. Die Einwilligung der Nutzer liegt dabei meist vor, wenn man den Einwilligungsprozess auch nicht immer als freiwillig bezeichnen kann. iPhone-User beispielsweise willigen schon mit den allgemeinen Geschäftsbedingungen in iTunes einem Datenversand zu. In Ländern, in denen der Datenschutz keinen Vorrang vor den betriebswirtschaftlichen Interessen hat, beispielsweise in den USA, gilt das höchstens als unschön.

Bei vielen mobilen Apps und Anwendungen erfassen Vermarkter mit Vorliebe die Positionsdaten der Nutzer. Damit lassen sich Geo-Profile erstellen, mit denen man lokalisierte Werbung oder auf bestimmte Orte gemünzte Anzeigen besser platziert und verkauft. Das ist alles soweit legitim, solange der Nutzer klar darüber informiert wird.

Eine App könnte aber theoretisch nicht nur die technischen Rahmendaten eines Gerätes wie Modell, Firmware-Version oder Programmversion senden, sondern ebenfalls die ID des Handys, Zeit und Datum der Programmstarts, einen möglichen Jailbreak, GPS-Daten und sogar die über Facebook Connect oder andere Schnittstellen übermittelten persönlichen Daten erfassen.

Niemand garantiert dabei die absolute Sicherheit bei der Datenverarbeitung. Nur wer nach der Morgensternschen Weisheit lebt “dass nicht sein kann, was nicht sein darf” schließt einen möglichen Missbrauch durch Dritte aus.

Wer sich also Sorgen um die eigene Daten-Sicherheit macht, sollte einfach mal einen Blick in das werfen, was das eigene Handy so von sich gibt.

Das ist möglich, indem man sich zu Hause mit dem Handy exklusiv über den WLAN-Router ins Internet begibt. Hier hat man die Möglichkeit, die Daten des Routers zu analysieren. Die Logdaten der Router-Firewall geben Auskunft darüber, was an wen gesendet wird. In dem Datensalat greift man sich dann die IP-Adressen, an welche Daten gesendet werden. Mit etwas Netzrecherche erfährt man dann, wem diese Adressen gehören und wer welche Informationen bekommt.

Ein Beispiel, wie man als iPhone-Nutzer erfährt, ob ein Programm mit einer Trackingsoftware bestückt ist, findet man in einem sehr informativen Artikel des CSI-Labors. Dort erklärt der Autor, wie auch interessierte Nicht-Programmierer gewissen Trackingcodes auf die Spur kommen. Wem das zu kompliziert erscheint, der kann im Netz nach Listen der mit Trackingcodes versetzten Apps suchen.

Der viel geschmähte Dienstleister Pinchmedia schwenkte nach einiger Polemik um und listet inzwischen die Apps auf, die mit dem Pinchmedia-Code erstellt sind. Die Entscheidung, ob man solche Eingriffe als unangenehm oder nicht empfindet, liegt natürlich bei dem Nutzer selbst. Vielen Handybesitzern macht es nichts aus, wenn gewisse Standardinformationen weitergeleitet werden. Schließlich surft man auch am Computer nicht spurlos durch das Netz. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Statistiken eine entscheidende Rolle spielen.

Denn letztendlich kann man mit der mobilen Datenerfassung natürlich auch anonymisierte Trendberichte erstellen und Entwicklern wertvolle Analysen zur Verbesserung ihrer Angebote liefern. Wer Wissenschaftlern gerne zu Diensten steht, muss sich halt im Netz schlau machen und entscheiden, wer was wann darf.

Cristina Vidal

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