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Meinung: Denken – gibt’s dafür eine App?

Meinung: Denken – gibt’s dafür eine App?
Wolfgang Harbauer

Wolfgang Harbauer

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Es gibt für fast alles eine App. Software unterstützt heute so ziemlich jeden Aspekt unseres Lebens: Kleine Helfer wie Kartendienste, Kalender, Musikplayer oder Social-Media-Anwendungen – die Apps auf unseren Smartphones erleichtern unseren Alltag. Doch nicht nur das: Jetzt wollen uns die Apps auch noch das Denken abnehmen.

Das nervt.

Meine Fitness-App begnügt sich nicht nur damit, die unter größter körperlicher Anstrengung abgespulten Kilometer aufzuzeichnen und gnadenlos zu analysieren. Nein – die Software erinnert mich dank des strikt kalkulierten Trainingsplans auch regelmäßig daran, wann es Zeit für mich ist, die Jogging-Schuhe zu schnüren.

Die Wecker-App denkt auch mit und möchte mich dazu überreden, meinen Schönheitsschlaf möglichst effizient zu gestalten. Das läuft dann darauf hinaus, dass die App nicht nur pünktlich morgen klingelt sondern mir auch per Nachricht mitteilt, wann ich ins Bett zu gehen habe. Zuwiderhandlungen könnten negative Auswirkungen auf meinen Schlaf-Zyklus haben.

Nicht zu schweigen von den zahlreichen Social-Media-Apps wie beispielsweise Facebook, die per scheinbar intelligentem Algorithmus von Haus aus wissen, welche Nachrichten wichtig für mich sind und mich ohne zu fragen ständig mit Informationen bombardieren.

Ganz weit vorn sind auch die Apps von Unternehmen, beispielsweise Fluggesellschaften. Da installiere ich mir die App, um die besten und günstigsten Flugverbindungen zu suchen. Prompt bekomme ich Push-Werbenachrichten auf mein Handy geschickt, die  mich auffordern, jetzt und sofort die tollen Angebote zu nutzen und einen Flug zu kaufen.

Es ist toll, dass App-Entwickler ihre Produkte immer weiter optimieren, um unser Leben zu erleichtern.

Aber bitte, bitte: Hört auf, mir per App vorschreiben zu wollen, wann ich was zu machen, zu kaufen, zu lesen oder zu teilen habe. Ich kann und will immer noch selbst entscheiden, ob ich tatsächlich eine Runde im Park drehe oder lieber faul herumliegen will. Mir zu sagen, wann ich ins Bett zu gehen habe, hat irgendwie noch nie funktioniert und löst ziemliche negative Gedanken aus. Empfohlene Tweets oder Werbeangebote ignoriere ich schon aus Prinzip.

Für einen alten Windows-Nutzer wie mich gibt es nur eine App, die für das Denken zuständig ist: Brain.exe.

Dem Autor Wolfgang Harbauer auf Twitter folgen.

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