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Early Access: Abzocke oder Schnäppchen für Fans?

Early Access: Abzocke oder Schnäppchen für Fans?
Maria Baeta

Maria Baeta

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Neue Spiele vor der Veröffentlichung spielen – das ist der neue Hype bei Gamern. Auf Englisch heißt das Early Access. Doch lohnt es sich, für ein Spiel zu bezahlen, damit man früher zocken kann als alle anderen?

Beim Early Access bezahlt man für ein Spiel, bevor es fertig entwickelt in den Handel kommt. Im Gegenzug darf man das Spiel schon nutzen. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Der Early Access stellt für jeden Spieler ein Geschenk dar, bis man das Kleingedruckte liest. Dann stellt sich das Gefühl ein, sein Geld zum Fenster herausgeworfen zu haben. Daher sollte man sich im Klaren darüber sein, wofür man beim Early Access sein Geld ausgibt.

Early Access: Abzocke oder gut für Fans?Die Webseite Steam fokussiert sich auf aktuelle Early-Access-Spiele.

Was ist Early Access?

Über Early Access bieten Unternehmen den Zugang zu Spielen an, die man noch nicht kaufen kann. Das machen diese natürlich gegen Bezahlung. Der Unterschied zu einer Demo oder einer Beta-Version: Bei Early Access erhält man Zugang zum kompletten Spiel, wie es von den Herstellern bis dahin entwickelt wurde.

Eine Demo oder Beta bietet nur Zugang zu ausgewählten Inhalten wie zum Beispiel einige Level, Missionen oder Karten. Meistens limitieren die Hersteller bei einer Demo oder Beta auch Spieloptionen. Dagegen kann es sein, dass man bei einem Early-Access-Spiel auf Missionen und Figuren trifft, die nachher in der Endfassung des Spiels gar nicht mehr auftauchen.

Zusätzlich locken die Hersteller mit weiteren Angeboten wie zum Beispiel einem Preisnachlass auf die Endversion, wenn man bereits für das Spiel als Early Access bezahlt hat. Exklusive Inhalte oder Privilegien wie kostenlose Erweiterungen zählen ebenfalls zu den Angeboten, mit denen die Hersteller Gamer zu Early-Access-Spielen bewegen wollen.

Der Unterschied zum Crowdfunding: Bei der Sammelbezahlung zahlt man nur, wenn das Ziel auch erreicht wird. Erreicht das Projekt sein Ziel nicht, zahlt man auch nicht. Bei Early Access dagegen bekommt man das Geld nicht zurück, sollte das Spiel nie veröffentlicht werden.

Early Access: Abzocke oder gut für Fans?Erweiterter Zugang zu immer neuen Updates und Verbesserungen. Oder auch nicht.

Kostenlose Tester

Kauft man sich ein Early-Access-Spiel, muss man sich mit der Tatsache abfinden, dass man ein Spiel in einem frühen Entwicklungsstadium kauft. Auch wenn man zu den Ersten gehört, die das Spiel zu Gesicht bekommen, bedarf es häufig vieler Updates und Verbesserungen.

Im Gegensatz zu einer Beta-Version, die die Entwickler über Fehler in der Programmierung informiert, gibt man bei Early Access eigentlich keine Informationen weiter. Das geschieht jedoch indirekt, indem man über das Spiel in Foren und sozialen Netzwerken mit Freunden spricht und ihnen erzählt, was funktioniert und was nicht. Ein Beispiel für eine sehr aktive Diskussion um ein Spiel findet man bei Steam über Broforce. Das Spiel wird derzeit als Early-Access-Spiel angeboten.

Wer als Early-Access-Gamer dennoch Hinweise an den Hersteller gibt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er die Arbeit der Entwickler übernimmt – und das nicht nur kostenlos, der Early-Access-Spieler bezahlt ja für den Zugang zum Spiel. Viele werden es als Ehre empfinden, auf diese Weise bei der Entwicklung eines Spiels mitwirken zu können. Die Steam-Nutzer diskutieren dieses Dilemma.

Early Access: Abzocke oder gut für Fans?Viele Early-Access-Spieler informieren den Hersteller über Bugs.

Für etwas bezahlt, das nie verkauft wird

Early Access stellt kein Versprechen dar, dass man am Ende für ein fertiges Spiel bezahlt. Sicher: Man spielt eine Weile mit dem Spiel. Aber letztendlich entscheidet der Hersteller, ob es in den Handel kommt oder einfach eingestampft wird. Sicher ist nur, dass man sein Geld nicht wiederbekommt.

Ein Beispiel: Im April bot Steam das Spiel Earth: Year 2066 für 20 US-Dollar als Early Access an. Die Kritik der Spieler war verheerend: “funktioniert gar nicht”, “Betrug” und “Early Access im wahrsten Sinne des Wortes” waren die Reaktionen.

Eine Woche später löschte der Entwickler Valve das Spiel auf Steam. Interessanterweise nicht etwa wegen des völlig unausgereiften Gameplays, sondern weil es ein unsittliches Spiel sei. Das passte jedoch überhaupt nicht zu dem, was die Spieler schrieben. Zudem löschten die Entwickler sämtliche Kritik und posteten eigene positive Bewertungen. Außerdem wurden Illustrationen ohne die Genehmigung der Autoren verwendet.

Fakt ist, dass Earth: Year 2066 ein totaler Reinfall war. Valve erstattete den Early-Access-Spielern das gezahlte Geld. Das muss aber nicht immer so glimpflich für die Spieler ausgehen. Ein größeres Unternehmen könnte den Early-Access-Spielern die kalte Schulter zeigen.

Early Access: Abzocke oder gut für Fans?Earth: Year 2066, die Kehrseite des Early-Access-Zugangs

Positive Beispiele: Minecraft und DayZ

Sicherlich gibt es viel an Early Access zu kritisieren. Das liegt an den Risiken, die dieses Geschäftsmodell der Hersteller mit sich bringt. Aber es gibt auch positive Beispiele. Einige Titel begannen als Early Access und erfreuen sich nun, nachdem sie veröffentlicht wurden, einer großen Fangemeinde.

Zu diesem Titel zählt zum Beispiel Minecraft. Das Spiel startete 2009 als Indie-Produktion. Zwei Jahre später kam die endgültige PC-Version in den Verkauf. Minecraft entstand durch die Mitwirkung vieler Spieler. Sie sorgten für ein ausgereiftes Gameplay und die unzähligen Erweiterungen – und das alles für einen geringen Preis.

Early Access: Abzocke oder gut für Fans?Minecraft gehört zu den positiven Beispielen für Early Access.

Ein weiteres positives Beispiel stellt DayZ dar. Das Zombie-MMO-Spiel entstand aus einem Mod für ARMA 2. Auf Steam zählt DayZ zu den erfolgreichsten Early-Access-Spielen. Obwohl es sich noch in der Alpha-Phase befindet, haben bereits über zwei Millionen Spieler an dem Spiel gearbeitet. Auch wenn noch einige Fehler vorhanden sind, verspricht DayZ doch ein großer Erfolg zu werden.

Weitere positive Beispiele sind das schon genannte Broforce oder Prison Architect. Würden diese beiden Spiele auf dem jetzigen Entwicklungsstand bleiben, wären sie weiter als so manche finale Version eines Spiels, das in den Handel kommt.

Early Access: Abzocke oder gut für Fans?Das Retro-gewandte Broforce zählt ebenfalls zu den Erfolgen von Steams Angebot an Early-Access-Spielen.

Vorher informieren

Early Access kann also sowohl ein lohnendes Unterfangen für den Spieler sein als auch ein kompletter Reinfall. Das muss jeder für sich selbst ausmachen. Niemand kauft gern die Katze im Sack, aber manchmal lohnt sich das Risiko. Vielleicht wird man so Teil des nächsten großen Spielehits und nutzt Vorteile, die normale Spieler nicht bekommen.

Um das Risiko zu minimieren, schaut man sich am besten in den Foren um. Was sagen andere Spieler zu einem Early-Access-Game? Auch die Suche nach solchen Spielen kann hilfreich sein, um an Kommentare und Kritiken zu kommen.


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