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Drei Jahre elektronischer Personalausweis: Was nützt der Chip?

Drei Jahre elektronischer Personalausweis: Was nützt der Chip?
Mareike Erlmann

Mareike Erlmann

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Vor drei Jahren, am 1. November 2010, ging der neue Personalausweis in Deutschland an den Start. Neben dem praktischen Scheckkartenformat bringt der neue Personalausweis einen Chip mit. Mit Hilfe eines entsprechenden Lesegeräts, der PIN und der auf dem Rechner installierten AusweisApp kann man sich damit im Internet ausweisen. Doch was kann man heute tatsächlich mit dem neuen Ausweis online erledigen? Eine Bilanz.

Ein paar Zahlen zum Einstieg

Nach Auskunft des zuständigen Bundesinnenministeriums wurden in den vergangenen drei Jahren mehr als 23,5 Millionen neue Personalausweise ausgegeben. Die Online-Ausweisfunktion haben allerdings mit gut 6,7 Millionen nur weniger als ein Drittel der Inhaber einen neuen Ausweises aktiviert.

Daten auf dem Chip

Diese gut 6,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger können ihren neuen Personalausweis zur Identifizierung im Internet und an Selbstbedienungsterminals nutzen. Dabei werden nicht die auf dem Chip gespeicherten biometrischen Daten freigegeben, sondern lediglich die auch auf dem Ausweis aufgedruckten Daten wie Vor- und Nachnamen, Geburtsdatum und Geburtsort, Adresse und gegebenenfalls, Ordens- oder Künstlername sowie Doktorgrad. Die Übertragung gibt man mit einer sechsstelligen PIN frei.

Neuer Personalausweis. Quelle: BMIDer neue Personalausweis mit Chip. Quelle: BMI

Nutzung der Chip-Daten: Finanzen, Bürgerdienste, Versicherungen

Um die Daten abzufragen, muss ein Anbieter eine staatliche Berechtigung haben. Nach Auskunft eines Sprechers des Bundesinnenministeriums haben bisher 107 Dienstanbieter 156 Berechtigungszertifkate erhalten. Damit bieten sie sogenannte eID-Dienste an. Dazu gehören beispielsweise die Eröffnung eines Kontos, das Einholen einer Schufa-Auskunft, Zugriff auf Vertragsdaten bei Versicherungen, die Beantragung eines Wunschkennzeichens oder einer Feinstaubplakette.

Auch verschiedene Bürgerdienste kann man mit dem Chip im neuen Personalausweis nutzen. Die Bundesagentur für Arbeit gibt Informationen zum Kindergeld, bei der Deutschen Rentenversicherung fragt man sein Rentenkonto ab, das Kraftfahrt-Bundesamt gibt Auskunft zum Punktestand in Flensburg. Auch bei Elster-Online registriert man sich mit Hilfe des Chips.

Auf kommunaler Ebene hebt das Bundesinnenministerium Rheinland-Pfalz besonders hervor, hier bieten 80 Prozent der Meldebehörden und Standesämter Online-Dienstleistungen an. Auch in Bayern nehme das Angebot stetig zu, so der Sprecher. 60 Kommunen seien dort zurzeit online, Tendenz steigend.

Nutzungsmoeglichkeiten neuer Personalausweis. Screenshot: www.personalausweisportal.de

Einen Überblick über die Nutzungsmöglichkeiten gibt es auf dem Portal zum Personalausweis. Screenshot: Personalausweisportal.

Fazit: Drei Jahre Chip – eine Erleichterung im Online-Alltag?

Der neue Personalausweis macht sicherlich einige Online-Dienstleistungen sicherer, einfacher und manche überhaupt erst möglich. Viele Online-Angebote kann man auch ohne die Online-Ausweisfunktion nutzen, allerdings muss man in manchen Fällen beispielsweise auf die Zusendung eines Codes per Post warten, wie etwa bei der Elster-Online-Registrierung.

Papierlose Änderungsmitteilungen an die Arbeitsagentur zum Thema Kindergeld kann man ohne neuen Personalausweis nicht machen. Auch bei den Online-Diensten der Deutschen Rentenversicherung kommt man ohne neuen Personalausweis oder Signaturkarte nicht weit.

Die Schufa-Auskunft etwa erhält man aber genauso über eine Registrierung mit dem alten Personalausweis, man spart sich nur das Abtippen der Daten.

SchufaSchufa-Registrierung mit altem oder neuem Personalausweis. Screenshot: meineschufa.de

Das gilt auch für viele Bürgerdienste. Beim baden-württembergischen Bürgerportal mein service-bw registriert man sich ebenso auf herkömmlichem Wege mit Benutzername und Passwort wie beim Bürgerportal der Stadt Düren oder beim Urkundenservice der Stadt Köln. Die automatische Übertragung der Daten ist natürlich bequem und beugt Tippfehlern vor. Mehr Vorteile bringt der neue Personalausweis hier aber nicht.

Unter dem Strich hapert es beim neuen Personalausweise vor allem an Anbietern, die die Funktionen nutzen. Mag Rheinland-Pfalz hier tatsächlich schon sehr weit sein, blickt man bei 60 Kommunen in Bayern (von insgesamt über 2000) doch schon eher mitleidig ins größte Flächenland. In den restlichen Bundesländern sieht es gar noch öder aus.

Dabei gibt es äußerst spannende Nutzungsmöglichkeiten wie etwa Bremen mit seinem eBürgersafe beweist. Mit Hilfe des neuen Personalausweises öffnet man das Schloss zum browserbasierten Online-Tresor und greift auf Kopien von Geburtsurkunden, Reisepass oder Versicherungsunterlagen zu.

eBürgersafe BremeneBürgersafe von bremen.online. Screenshot: buergersafe.bremen.de

Umfangreichere Nutzung in der Zukunft

Interessante Projekte sind allerdings im Gange. Der Freistaat Sachsen testet derzeit Bürgerterminals in ländlichen Gebieten ohne eigene Bürgerämter vor Ort. An diesen Terminals können die Bürger Verwaltungsangelegenheiten per Videokonferenz mit den Behörden erledigen. Die Identifizierung läuft über den neuen Personalausweis. Auch Bremen plant Selbstbedienungs-Terminals zur Erledigung von Behördengängen.

Das Personalausweisportal gibt einen Überblick über eGovernment-Projekt, die den neuen Personalausweis nutzen.

Mehr Informationen zum neuen Personalausweis und Sicherheit

Haben Sie Ihren neuen Personalausweis schon online genutzt? Teilen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren!

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