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Android-Handy G1: Schön für Google-Fans

Cristina Vidal

Cristina Vidal

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Mit dem mobilen Betriebssystem Android will sich Google seinen Platz im hart umkämpften Handy-Markt sichern. Mit dem G1 schicken Google und T-Mobile ein ersten Gerät als Konkurrenz zu Nokia und Apple iPhone in den Ring. Das Handy wird von HTC produziert und in Deutschland voraussichtlich mit der Cebit Anfang März eingeführt. Wir durften das HTC-Google-Handy in der Developer Edition schon einmal testen: Unser erster Eindruck: Das G1 entpuppt sich als interessanter Konkurrent zu Apples iPhone, Nokia und Windows Mobile, weist aber auch einige Schattenseiten auf.

Hardware

Überraschend hübsch ist die dunkle Version des Handys. Nach all den faden Fotos weißer Geräte, die wir bisher kannten, erweist sich das anthrazitfarbene Developer-Modell geradezu als eine Designerleistung und liegt auch gut in der Hand. Etwas ungewohnt ist die Krümmung des unteren Geräteteils, die sich gut als Thermometer für die Auslastung eignet, da sich darunter der Prozessor versteckt. Bruchgefahr beim Drauflegen von Büchern besteht trotzdem nicht.

Was die Bedienung des Google-Handys angeht, ist vieles intuitiv, einfach und gut durchdacht: Vier Knopftasten und ein kleiner Trackball, der auch als OK-Taste dient, ermöglichen eine bequeme Navigation. Das Android-Handy besitzt die zwei üblichen Telefontasten, mit denen man, ohne  mit dem Finger auf dem Display herumzurutschen, anwählen und auflegen kann. Mit der grünen Telefontaste gelangt man dabei sofort in das Telefonmenü, Nummern gibt man per virtuelles Tastenfeld ein.

Auflegen und Anrufen sind also eher konventionell, dafür schnell und auch mit einer Hand zu erledigen. Die Krümmung kommt dem Nutzer dabei entgegen: Die wenigen Millimeter machen den Unterschied zwischen bequem und unbequem für den Daumen aus. Die Menütaste führt immer zum Startmenü, während eine Zurück-Taste jeweils eine Menüebene zurückführt. Beschleunigungssensor und Touchscreen sind übrigens erstaunlich fein justiert und reagieren auch auf kleinste Bewegungen, was erst bei Balance-Spielen so richtig zur Geltung kommt.

Am linken Rand findet man die Volumentasten und den Schacht für die Mikro-SD-Karte. Der USB-Anschluss auf der Unterseite dient sowohl dem Aufladen des Akkus über eine Steckerverbindung als auch der PC-Verbindung. So ist so es leider nicht möglich, ein Gerät mit leerem Akku gleichzeitig mit dem PC zu verbinden und aufzuladen. Unpraktisch – das sollte sich in der marktreifen Version auf jeden Fall ändern. In dem Akkufach legt man die SIM-Karte ein. Zur Verfügung stehen Triband, Quadband, GPRS/EDGE, UMTS, WLAN, Bluetooth, HSDPA/HSUPA.

Zur QWERTY-Tastatur gelangt man über einen Federmechanismus, der das Display seitlich wegschiebt und die darunter liegende Tastatur aufklappt. Hier tippt man sehr bequem dank rutschfester Knöpfe.

Software

Das Handy-Erlebnis des G1 ist geprägt von Google und lässt sich unter dem Stichwort mobile soziale Netze und lokale Dienste zusammenfassen. Beeindruckend ist die Integration der mitgelieferten Google Maps. Die Googlekarten ruft man vom Home-Bildschirm auf. Mit der Menütaste ruft man im Übrigen in fast in allen Applikationen die jeweiligen Programm-Menüs auf.

Auf dem Display surft man bequem und gestochen scharf in der Satellitenansicht und selbst in der Street View-Ansicht der Onlinekarten. Auch viele kostenlose Anwendungen nutzen die Google-Karten für diverse Zusatzfunktionen. Man kann damit eigene lokale Infos hinzufügen und auf eine Onlineplattform hochschieben oder eigene Routen mit Zusatzinformation und Reiseführer zusammenstellen. Der Fantasie in Sachen Google Maps sind fast keine Grenzen gesetzt. Hier merkt man auch als Nutzer schnell, wie der Google-Hase läuft.

Das G1 hat in der von uns getesteten Version wenig Zusatzsoftware mit an Bord. Man ist daher auf den im Betriebssystem integrierten Softwareshop Android Market angewiesen. Dazu braucht es eine Onlineverbindung. Die Einrichtung eines WLAN-Internetzugangs über ein lokales Netzwerk verlief problemlos und lieferte gute Geschwindigkeiten.

Videos spielt das Gerät nur in den Formaten MP4 und 3GP ab. Ein Zeichen, dass das G1 nicht unbedingt als Entertainment-Handy konzipiert ist.

Der Software-Shop ist sehr bequem zu nutzen. Man surft durch den Katalog und lädt die gewünschten Anwendungen herunter. Zu jedem Programm gibt es eine Kurzbeschreibung. Download und Installation sind getrennte Prozesse. Das ist insofern erfreulich, da das Betriebssystem den User noch vor der Installation über alle von der Software benutzten Schnittstellen informiert – so kann man den Installationsprozess bei Bedarf abbrechen. Praktisch ist auch Androids Uninstall-Option, mit der man Programme zwar deinstalliert, aber nicht komplett löscht, sondern auf Halde hält und später bei Bedarf erneut installiert.

Das Angebot des Android Markets ist  zur Zeit noch komplett kostenlos und eher dürftig. GPS-Anwendungen, Karten und Reiseführer dominieren, aber natürlich gibt es auch eine nette Auswahl an Spielen. Bei Multimedia-Anwendungen gerät man schon ins Schwitzen. Hier mangelt es im Vergleich zu anderen mobilen Betriebssystemen noch an der Auswahl. Das ist natürlich nur eine Frage der Zeit, erweist sich aber für die Nutzer der ersten Geräte-Generation leicht nervig. Ein Zeichen, dass das G1 nicht unbedingt als Entertainment-Handy konzipiert ist. Videos spielt das Gerät nur in den Formaten MP4 und 3GP ab, den Player muss man im Softwareshop herunterladen. Die Bildqualität ist dafür, beispielsweise bei Youtube-Videos, ganz passabel.

Und damit kommen wir zu einem der Mankos des Handys: Eigene Dateien bekommt man nur über eine Mikro-SD-Karte auf das Handy. Die 256 MB Festspeicher des G1 sind nicht vom Nutzer direkt ansprechbar und werden schon von Betriebssystem und Software zur Genüge beansprucht. Man muss sich daher vorher schon gut überlegen, was man auf die Speicherkarte lädt, wenn man ohne Notebook unterwegs ist und das Handy als Spielzeug, Kamera oder MP3-Player nutzen möchte. Eine bescheidene MP3 Sammlung und ein paar Videos bringen die Karte sehr schnell an die Grenze der Speicherkapazität. Damit scheidet das G1 als Ersatz für einen Multimediaplayer aus.

Das liegt anscheinend auch nicht im Interesse des Providers. Das Konzept des Android-Handys ist eindeutig auf die Integration mit Google und Onlineaktivitäten ausgerichtet. Problemlos gelangt man in Googlemail und auch die GPS- und Kartenanwendungen sind spitze. Die Versuche, andere Mailaccounts einzurichten, schlugen allesamt fehl. Lediglich mit einem Multimessenger-Client funktionierten Messenger-Anbieter wie Yahoo oder MSN. Dafür ist das Surferlebnis hervorragend. Schnelle Ladezeiten, bequeme Such- und Adressleisten und die Tastatur erleichtern alles, was man auf einem kleinen Display im Internet anstellen kann: Mailen, Chatten, Nachrichten abrufen oder kurze Blogposts hochschieben.

Der Internet- und Googlezwang, der von diesem Handy ausgeht, nervt schnell. Google-Fans allerdings werden von dem Handy vollauf begeistert sein.

Das bisherige Fehlen einer PC-Suite erschwert den Umgang mit eigenen Dateien enorm. Die PC-Integration ist noch nicht vorhanden: Man kann weder die eigenen Mails noch andere Informationen direkt auf einfache Weise mit dem PC synchronisieren. Der Internet- und Googlezwang, der von diesem Handy ausgeht, nervt schnell. Denn wer das Androidsystem nicht selbst für eigene Bedürfnisse umfunktioniert, gerät als privater Normalnutzer schnell in den Google-Sog und unterliegt den gleichen Zwängen wie Apple-Nutzer. Google-Fans allerdings werden von dem Handy vollauf begeistert sein.

Bleibt zu sehen, was andere Provider und andere Hersteller mit dem offenen Betriebssystem Android anfangen. Für Entwickler und all diejenigen, die sich ein Handy-System maßschneidern können, öffnen sich sicherlich ganz neue Perspektiven. Normale Durchschnittsnutzer und Privatkunden werden aber das nutzen, was aufs Gerät kommt und damit vor allem Googles Onlinedienste.

Cristina Vidal

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